Zeitarbeit und Stammarbeitsplätze

Schadet das Leihmodell dem Arbeitsmarkt?

Zur besseren Lesbarkeit haben wir auf die weibliche Form im Text verzichtet.

In den Medien hört man immer wieder Kritik am Modell der Zeitarbeit. Zeitarbeitnehmer würden nach und nach die Stammarbeitskräfte aus den Unternehmen verdrängen. An der angeblichen „massenhaften Flucht in die Zeitarbeit“ ist jedoch nichts dran.

Laut der aktuellen Statistik (Stand Juli 2016) der Bundesagentur für Arbeit zum Arbeitsmarkt in Deutschland, der Zeitarbeit und der aktuellen Entwicklung liegt der Anteil der Leiharbeitnehmer an der Gesamtbeschäftigung (ca. 36 Mio.) bei ca. 3 Prozent. Dieser Anteil wurde auf der Grundlage eines neuen Verfahrens zur Erfassung in der Arbeitnehmerüberlassung ermittelt. Erstmalig konnte die Statistik zur Arbeitnehmerüberlassung in die Beschäftigungsstatistik integriert werden, was einen direkten Vergleich zu allen Beschäftigten ermöglichte.

Durch gesetzliche Änderungen und neue Meldeverfahren konnten die Zahlen der Leiharbeitnehmer in den letzten Jahren deutlich genauer erfasst werden, als es zuvor der Fall gewesen war. So konnten im Dezember 2015 rund 950.000 Leiharbeiter in Deutschland verzeichnet werden. Positiv zu verzeichnen ist dabei, dass neun von zehn Leiharbeitnehmern sozialversicherungspflichtig und die meisten in Vollzeit beschäftigt waren.

Unterstützung gaben die Zeitarbeitsfirmen zum großen Teil in den Branchen Verkehr, Logistik, Sicherheit und Reinigung, auch im Metall- und Elektrobereich wurden zeitliche Überbrückungskräfte benötigt. Über die Hälfte der vermittelten Leiharbeitnehmer übernahmen dabei wertvolle zuarbeitende Tätigkeiten. Etwas weniger als 40 Prozent waren Fachkräfte. 9 Prozent entfielen auf Spezialisten und Experten.

Ein weiterer sehr erfreulicher Fakt der Statistik der Agentur für Arbeit ist die Tatsache, dass jeder Fünfte der neuen Leiharbeitnehmer aus der Arbeitslosigkeit kam. Zuvor waren sie für ein oder mehr Jahre oder sogar noch nie erwerbstätig. Vergleicht man die Daten der Leiharbeitnehmer mit denen aller Beschäftigten tritt auch hervor, dass in Zeitarbeitsfirmen prozentual mehr Personen ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung (26%) eine Chance erhalten, als auf dem übrigen Arbeitsmarkt (16%). Erkennbar ist ebenso, dass das Modell der Zeitarbeit einen Einstieg in den Arbeitsmarkt, sei es aus kürzerer oder längerer Arbeitslosigkeit, erleichtert. 60 Prozent der Zeitarbeitsnehmer erlangten so über einen längeren Zeitraum einen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplatz.

Alles in allem ist das Modell der Zeitarbeit eine praktische Möglichkeit um kurzfristig Engpässe in Unternehmen entgegen zu puffern und länger Erwerbslosen eine Chance zu geben, sich am Arbeitsmarkt zu behaupten.

Quelle:
Bundesagentur für Arbeit, Statistik / Arbeitsmarktberichterstattung (Juli 2016): Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Zeitarbeit – Aktuelle Entwicklungen, Nürnberg
statistik.arbeitsagentur.de (28.08.16)